Vor ca. 20 Jahren war es landläufiger IT-Konsens, sich ein professionelles RDBMS (Relationales Datenbank Management System) zu kaufen, zusätzlich eine Handvoll Programmierer einzustellen und in Eigenregie ein firmenspezifisches ERP zu entwickeln, das komplett auf die Erfordernisse des jeweiligen Betriebs ausgerichtet war. Insbesondere die von der IBM konzipierte AS/400 war damals das Mittel der Wahl, und RPG-Programmierer, die in der Lage waren, alle Anwendungsfälle eines Unternehmens in Form einer ERP-Applikation abzubilden, waren in ausreichender Zahl am Markt vorhanden. Diese Situation hat sich grundlegend geändert. Die Mehrzahl der Unternehmen setzt heute Standard ERP-Anwendungen wie SAP, MS Dynamics, Infor, Abas etc. ein, deren Bandbreite an Möglichkeiten in puncto Funktionsumfang alle geschäftsprozessrelevanten Unternehmensoperationen abbildet. Zusätzlich existiert eine große Menge an ERP-Branchenlösungen, die gezielt die Spezifika bestimmter Branchen adressieren.
Zahlreiche ERP-Eigenentwicklungen sind noch im Einsatz
Trotz dieser Entwicklung haben sich eine Reihe von ERP-Eigenentwicklungen im täglichen Einsatz gehalten; zum Teil handelt sich dabei auch um ERP-Systeme, deren ursprüngliche Hersteller nicht mehr verfügbar sind oder um Versionen, die keinen Support mehr durch den Hersteller bekamen und im Zuge dessen durch die jeweiligen IT-Abteilungen anwendungsspezifisch weiterentwickelt wurden.
Basis für alle Geschäftsprozesse bleibt das RDBMS
Ein Aspekt allerdings eint Standard- und eigenentwickelte ERP-Systeme: beide Varianten nutzen die Relationale Datenbank als Dreh- und Angelpunkt aller Geschäftsprozesse und somit als Basis für alle anwendungsspezifischen Programm-Routinen. Die Bandbreite der eingesetzten RDBMS reicht dabei von exotischen Datenbankvarianten bis hin zu verbreiteten Datenbanksystemen wie DB2, Oracle, MS SQL, Informix und MySQL. Die herkömmliche Methode, dateibasierte Schnittstellen wie XML oder ASCII/TXT zur Integration von EDI-Prozessen einzusetzen, kann durch die Softzoll-Technologie speziell bei eigenentwickelten ERP-Systemen um die Option einer datenbankgestützten EDI-Integration erweitert werden. Die Softzoll EDI-Lösungen bieten in allen Varianten (Inhouse- und Outsourcing) mit einem Lese- bzw. Schreibzugriff über ein geeignetes Datenbank-Gateway (z.B. ODBC) die Möglichkeit, relationale Datenbanken als Quelle und Ziel aller relevanten EDI-Dateninhalte zu instrumentalisieren. Der Vorteil einer solchen Strategie besteht darin, dass ein versierter ERP-Programmierer mit den Entwicklungswerkzeugen und Datenbanktools seiner Wahl die Versorgung einer nativen Datenbanktabelle mit den EDI-bürtigen Informationen ohne fremde Hilfe organisieren kann. Seine Aufgabe besteht nunmehr nur noch darin, eindeutig definierte Informationen von EDI-Relevanz (z.B. Rechnungsdatum, Lieferscheinnummer etc.) aus einer internen Datenbanktabelle zu lesen und in eine zweite Tabelle auf demselben Datenbanksystem zu überführen bzw. vice versa. Er kann also seine gesammelte Kompetenz auf Applikations- und Entwicklungsebene in die Versorgung der EDI-Schnittstelle einbringen, ohne sich in irgendeiner Weise mit der EDI-Syntax beschäftigen zu müssen. Eine von jedem ERP-Entwickler gern gesehene Aufgabenstellung.
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Softzoll gibt auf Wunsch für diese Integrationsvariante eine standardisierte Tabellenstruktur der EDI-Datenbank vor, die in der Lage ist, mehr als 700 ein- und ausgehende Geschäftsprozesse in einer einzigen Datenbanktabelle abzubilden. Die Feldausprägung dieser EDI-Tabelle ist gemäß ISO 9735 definiert, eine Basis, die u.a. auch Standard-Kommunikationsformate wie EDIFACT, BizTalk.org, OpenTrans und die SAP XML IDOC-Schnittstellen nutzt. Optional liefert Softzoll die Feldbelegung für die wichtigsten EDI-Geschäftsprozesse (PRICAT, ORDERS, DESADV, INVOIC, RECADV, IFTMIN usw.), womit für den Programmierer 90% der im weltweiten Einsatz befindlichen EDI-Inhalte vordefiniert sind. Dadurch kann ab Front eine global valide EDI-Versorgung des eigenentwickelten ERP-Systems auf Geschäftsprozessebene vorgenommen werden.
Komplexe ERP-Schnittstellen erschweren die Integration von EDI-Drittsystemen
Eine Variante der datenbankgestützten ERP-Integration von EDI-Prozessen findet sich auch bei den Anwendern von Standard ERP-Systemen. Die dateibasierten Schnittstellen für die Anbindung externer Systeme sind manchmal dermaßen komplex aufgebaut, dass eine Parametrisierung dieser Schnittstellen für die Anbindung von Drittsystemen ohne die Hilfe von spezialisierten ERP-Consultants kaum möglich ist. Die dadurch entsehenden Kosten führen dazu, dass die Umgehung der in den Schnittstellenmodulen existierenden Funktionalitäten bewußt in Kauf genommen und eine direkte Anbindung der notwenigen ERP-Datenbanktabellen bevorzugt wird. In diesen Szenarien sind es dann meist mehrere Datenbanktabellen pro Geschäftsprozess, die durch das EDI-System ausgelesen bzw. befüllt werden müssen. Die Kostenersparnis durch dieses eher unkonventionelle Vorgehen veranlasst trotzdem zahlreiche Anwender von Standard ERP-Systemen dazu, diese Vorgehensweise trotz der entstehenden Nachteile (Portierung der Funktionalität bei Releasewechseln etc.) in Kauf zu nehmen.
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